Neben Lang-, Kurz-, Mittellang- und Dokumentarfilmen gibt es auf dem diesjährigen 20. FILMZ – Festival des deutschen Kinos noch mehr zu sehen. Etwa beim Symposium, das sich unter dem Titel „Domizil der Dämonen – Lotte Eisner und das Kino der Weimarer Republik“ Klassikern der Filmgeschichte widmet. Die allerneueste Filmgeschichte entsteht hingegen beim 55FILMZ-Wettbewerb, der angehende Filmschaffende vor die Herausforderung stellt einen kompletten Film in etwas mehr als zwei Tagen umzusetzen.
Faszination Weimarer Kino
Das deutsche Kino in den Jahren der Weimarer Republik übt bis heute eine Faszination aus, die in wenigen Zeiten und an wenigen Orten ein Gleiches findet. Und kaum ein Buch über diese prallgefüllten Jahre hatte eine ähnliche Nachwirkung, wie „Die dämonische Leinwand“ von Lotte Einser. Die in Berlin geborene Kritikerin und frühe Filmhistorikerin lebte und wirkte nach 1933 für viele weitere Jahrzehnte in Frankreich. In diesem Jahr wäre sie 125 Jahre alt geworden, ein guter Anlass ihr das diesjährige Symposium während FILMZ zu widmen. Drei Vorträge, ebenso viele Filmvorführungen und eine Podiumsdiskussion widmen sich Eisner und insbesondere ihrem 1952 erstmals veröffentlichtem Hauptwerk, das auf die Filme der Zwanziger- und frühen Dreißigerjahre zurückblickte und versuchte darin schon die Dämonen zu finden, die bald zum Untergang der Republik, der einmaligen Filmkultur und sogar der Zivilisation überhaupt führen würden.
In diesen kurzen Jahren stand Deutschland an der Spitze der weltweiten Filmindustrie und in einer Konkurrenz auf Augenhöhe mit Hollywood, sowohl was den Aufwand der Produktionen, deren Kosten und Zahl und insbesondere was ihren künstlerischen Innovationsgeist anbelangte. Der dokumentarisch anmutende Film MENSCHEN AM SONNTAG (Sa 06.11., 19 Uhr, Cinémayence), über durchschnittliche junge Leute aus Berlin und ihre Freizeitgestaltung, der Scherenschnittfilm DIE ABENTEUER DES PRINZEN ACHMED (Mo 08.11., 19 Uhr, Cinémayence) der Animationspionierin Lotte Reiniger und der vielleicht größte Klassiker des Weimarer Horrorkinos, F.W. Murnaus NOSFERATU – EINE SYMPHONIE DES GRAUENS (Mo 10.11., 19:30 Uhr, Murnau Filmtheater Wiesbaden), geben als die Filme die noch einmal auf der großen Leinwand, und in letzterem Falle mit Live-Klavierbegleitung durch Uwe Oberg, zu sehen sind nur einen kleinen Einblick in das facettenreiche Filmschaffen der letzten Zwanziger-Jahre. Das davon insgesamt nur noch ein geringer Teil erhalten ist und wie man den Rest erhalten kann, soll auch zu den Themen der Diskussion zählen, die den Vortragstag (Sa 06.11., 11:15 Uhr, Institut Français).
Film ab für 55FILMZ
Mit dem Thema des Symposiums verbunden ist auch der diesjährige 55FILMZ-Wettbewerb. Mehr darf aber noch nicht verraten werden, denn für die Umsetzung der maximal 5:55 Minuten langen Filme ist ab dem Startschuss im LUX – Pavillon der Hochschule Mainz am 5. November um 13 Uhr nur 55 Stunden Zeit bis zur Fertigstellung, von der ersten Drehbuchidee bis zum letzten Schnitt. Dass auch ja nichts vorher erdacht wird, garantieren drei Motive, die eine zentrale Rolle in den Werken spielen müssen. Welche das sind erfahren registrierte Interessenten aber keine Minute zu früh. Jeder, der einmal das Experiment Film wagen möchte oder bereits klare Vorstellungen hat, wie sein nächstes Meisterwerk aussehen könnte, kann sich ab sofort auf filmz-mainz.de/55-filmz registrieren. Die Mischung macht’s: Der Aufruf gilt gleichsam Neulingen im Filmgeschäft, Hobbyfilmschaffenden und Experten der Kinokunst, die am 12. November um 22 Uhr zusammenkommen und gemeinsam Ihre eingereichten Filme im Kuehn Kunz Rosen Schankraum bei ihrer Leinwandpremiere feiern können. Eine Jury bestehend aus Vertreter:innen der Film- und Festivalbranche bewerten die Filme und vergeben ein Preisgeld in Höhe von 250 Euro, gesponsert von Kuehn Kunz Rosen, einen Technikgutschein für Pille Filmgeräteverleih über 150 Euro und die stets einzigartige 55FILMZ Trophäe vom Metallkünstler Simon Schimetschka. Film ab!
ÜBER FILMZ
FILMZ versteht sich als Publikumsfestival, weshalb die Gewinnerfilme nicht von einer Jury sondern von den Zuschaue:innen gekürt werden. Während des Festivals entsteht ein direkter Austausch zwischen Filmemacher:innen, Schauspieler:innen und dem Publikum. FILMZ wird rein ehrenamtlich von Mitgliedern des gleichnamigen Vereins FILMZ e.V. organisiert und lebt daher vom Engagement seiner Mitwirkenden.
Das Festival wird von der Landeshauptstadt Mainz veranstaltet und vom Land Rheinland-Pfalz gefördert. Als weitere Förder:innen treten der Kultursommer Rheinland-Pfalz, die Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur, die Stiftung Landesbank Baden-Württemberg, die Landeszentrale für Politische Bildung Rheinland-Pfalz, die Lotto Stiftung Rheinland-Pfalz, das Studierendenwerk Mainz, der Allgemeine Studierendenausschuss der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und die Heinrich Böll Stiftung Rheinland-Pfalz auf. Das Spotlight wird gefördert durch den Deutsch-Französischen Bürgerfonds und dem Institut Français Mainz. Weitere Partner sind das Institut franco-allemand de sciences historiques et sociales (IFRA/SHS) und das DFF – Deutsches Filminstitut und Filmmuseum.