Hier haben Sie die Möglichkeit, eine Aufzeichnung des Panels nachzuhören:
FILMZ e.V. ist mit dem Panel „Kino und Stadt“ zum Fortbestand von Capitol&Palatin am Samstag, den 29.01.2022 in das neue Jahr gestartet. Ebenfalls neu ist die Festivalleitung für die 21. Ausgabe von FILMZ – Festival des deutschen Kinos.
Zu Gast waren Christian Pfeil (Vorstand AG Kino), Dr. habil. Andreas Rauscher (Filmwissenschaftler), Dr. phil. Elisabeth Sommerlad (Geographin) und Uwe Stellberger (Theaterleiter des Caligari), die unter der Moderation des SWR-Kulturjournalisten Alexander Wasner über die Existenzfrage der Mainzer Programmkinos Capitol&Palatin diskutiert haben. Die beiden Spielstätten sind seit dem Aufkauf des Bauunternehmens Fischer & Co. von der Schließung bedroht.
„Als Ausrichter von FILMZ – Festival des deutschen Kinos liegt uns der Erhalt von Capitol und Palatin sehr am Herzen: FILMZ ist ohne seine beiden Hauptspielstätten nicht denkbar. Deswegen verstehen wir es als selbstverständlich, uns für die Mainzer Kinos und die städtische Kinokultur mit diesem Panel stark zu machen“. Mit diesen Worten begrüßte Nina Ullmann das Publikum.
„Das Kino als identitätsstiftender Ort“
In knapp zwei Stunden diskutierten die vier Gäste die Frage nach der Relevanz des Kinos im Angesicht von dutzenden Streaming-Anbietern, der Rolle des Kinos als kulturkonstituierenden Ort und die Frage nach einer multifunktionalen Verwendung des städtischen Raums.
Elisabeth Sommerlad sieht dabei das Bleichenviertel als einen Ort der Heterogenität, der mit den beiden Programmkinos einen wichtigen Teil der Kulturlandschaft enthält. Die Kinos ermöglichen den Austausch zu einer Vielfalt an relevanten gesellschaftlichen Themen. Im Kino kommt man mit „der Welt und unterschiedlichen Perspektiven in Kontakt“. Diesen Ort der Begegnung als „zentralen Teil“ der Kulturlandschaft zu verlieren, sei ein nur schwer aufzuwiegender Verlust.
Von einer „von draußen betrachtet idealen Kinosituation“, die in Mainz vorliegt mit der Kombination aus zwei Programmkinos und einem „internationalen Großkonzern“, spricht Christian Pfeil. Darüber hinaus verweist er darauf, dass das Kino einen „Rückzugsraum“ stiftet, der unserer heutigen „Aufmerksamkeitsstreuung“ entgegenwirke. Das könne man gar nicht hoch genug schätzen. Durch die Auseinandersetzung werde das Kino zu einem „identitätsstiftenden Ort“ transformiert.
Einmal verloren, nur schwer wieder zurückzubekommen
Andreas Rauscher sieht das Kino zudem als eine „Schnittstelle von kulturellem Bereich“. Mit dem Verlust der beiden Programmkinos wäre Mainz „die einzige Bundeshauptstadt, in der es keine Programmkinos mehr geben würde“.
Uwe Stellberger ist der Theaterleiter der Caligari FilmBühne Wiesbaden, die unter dem Denkmalschutz der Stadt Wiesbaden steht und daher kein ähnliches Schicksal wie das Capitol&Palatin zu befürchten hat. Als Kommunalkino ist das Caligari in einer „privilegierten Situation“, die zwar bei weitem nicht als „paradiesisch“ bezeichnet werden kann, aber von Existenzsorgen weit entfernt ist. Dabei blieb nicht unerwähnt, dass es nur „ein oder zwei andere Städte“ gibt, die sich sowas derzeit noch leisten. Da es sich bei dem Capitol um das älteste Kino in Mainz (1933 erbaut) handelt, sei ein möglicher Denkmalschutz zumindest in Betracht zu ziehen, was das Palatin als finanzieller Träger des Capitols mit seinen vier Sälen miteinschließen würde.
Die vier Teilnehmer:innen des Panels schlossen das Panel mit dem gemeinsamen Konsens ab, dass Mainz Programmkinos wie das Capitol&Palatin braucht, um einen zentralen Teil der städtischen Kultur am Leben zu erhalten, der sonst einmal verloren nur schwer wieder zurückzubekommen sein wird.
Vorfreude trotz ungewisser Zukunft
Die diesjährige Leitung setzt sich zusammen aus Nina Ullmann, Janis Kuhnert, Jule Peuckmann und Roman Polanski. Sie freuen sich bereits auf die neue Ausgabe von FILMZ – Festival des deutschen Kinos, denn die vergangenen Jahre haben gezeigt: Keine Festivalausgabe von FILMZ gleicht der anderen. „Das liegt an der Experimentierfreudigkeit unserer Vereinsmitglieder, aber auch am starken Rückhalt durch unsere Sponsor:innen. Und die im letzten Herbst etablierte Medienförderung Rheinland-Pfalz bringt nun erneut frischen Wind ins Festivalprogramm“, so Roman Polanski.
Die 21. Ausgabe von FILMZ – Festival des deutschen Kinos findet vom 3.-13. November 2022 statt. Auf unserer Website www.filmz-mainz.de und unseren Social-Media-Kanälen informieren wir Sie über alle kommenden FILMZ-Veranstaltungen des Jahres.
Über FILMZ
FILMZ versteht sich als Publikumsfestival, weshalb die Gewinnerfilme nicht von einer Jury sondern von den Zuschauer:innen gekürt werden. Während des Festivals entsteht so ein direkter Austausch zwischen Filmemacher:innen, Schauspieler:innen und dem Publikum. Das FILMZ-Festival wird rein ehrenamtlich von Mitgliedern des Vereins FILMZ e.V. organisiert und lebt daher vom Engagement seiner Mitwirkenden. Das Festival wird von der Landeshauptstadt Mainz veranstaltet und vom Land Rheinland-Pfalz gefördert. Die 21. Ausgabe von FILMZ – Festival des deutschen Kinos findet vom 3.-13. November 2022 statt.