Nach gut 100 Filmen an elf Tagen ging am Sonntagabend das 22. FILMZ – Festival des deutschen Kinos zu Ende. „Als Publikumsfestival freuen wir uns besonders über die angregten Diskussionen und cineastischen Begegnungen, die wir während unseres Festivals ermöglichen können“, so Hannah Wieland (Teil der FILMZ-Festivalleitung). Doch nicht nur die zahlreich erschienenen Zuschauer:innen in den Spielstätten stimmten über die traditionellen Publikumspreise ab – auch On Demand war unser Programm erfahbar. Nun stehen die Preisträger:innen der Wettbewerbssektionen fest:
Den Langfilmwettbewerb gewinnt MONSTER IM KOPF. Das Team rund um Regisseurin Christina Ebelt darf sich über 1.500 Euro Preisgeld, gesponsert von der Spardabank Südwest, sowie über das traditionell von Juwelier Willenberg gestaltete Mainzer Rad als Trophäe freuen. Sandra sitzt hochschwanger und mit einer Freiheitsstrafe im Gefängnis, wo sie darum kämpft, dass ihr Kind auch nach der Geburt bei ihr bleiben darf. Man befürchtet, dass der erhöhte Druck Sandra in alte Verhaltensmuster zurückwerfen und sie die Kontrolle über ihre innere Wut erneut verlieren könnte.
Den Dokumentarfilmpreis stiftet in diesem Jahr erstmalig Objektiv Media GmbH mit einem Preisgeld in Höhe von 1.500 Euro. Die Trophäe wurde vom Künstler David Münch gestaltet und geht an Leon Noel Schardt und die Crew von EINES VATERS LIEBE — ein autobiografisches Plädoyer für offene Kommunikation und Mut zur Emotionalität, die sich mit der Stigmatisierung psychotherapeutischer Behandlungen bei Männern auseinandersetzt.
Das Publikum hat außerdem I WAS NEVER REALLY HERE von Gabriel Bihina Arrahino zum besten Mittellangen Film gewählt. Der Film erhält eine Trophäe des Künstlers Jörg Ridderbusch und ein Preisgeld in Höhe von 800 Euro, gestellt vom Schüren-Verlag. Als Sam die aus Ghana stammende Freundin seiner Mutter und ihren Sohn Kwesi kennenlernt, entwickelt sich eine starke Bindung zwischen den beiden 17-Jährigen. Während Sam mit seinem Selbstbild ringt, kämpfen Kwesi und seine Mutter um eine Aufenthaltserlaubnis in Deutschland.
Den Preis für den besten Kurzfilm und damit auch 500 Euro und eine Trophäe gesponsert von Kontrastfilm erhielt VOM STEHEN UND FALLEN von Paul Raatz. Ein sehr persönlicher Film über die Schwierigkeiten als Mann seine Gefühle offen zu leben.
Bereits in der Festivalwoche vergeben wurde der Preis für den besten Lokalen Kurzfilm, der in diesem Jahr an BLEIENTE von Greta Breitländer ging. Das Team dieses herzerwärmenden Films rund um Luise und ihren mürrischen Opa, die zusammen das Schwimmen lernen, durfte sich über 300 Euro Preisgeld gesponsert von nachtschwärmerfilm freuen.
Der Preis in der Kurzfilm-Sektion andersARTig, dotiert mit 200 Euro, die von Indievisiuals zur Verfügung gestellt wurden, ging nach Dortmund. WHEN I BLEED erkundet schonungslos die schmerzvolle Realität der Periode und versucht zugleich mit Hilfe fantastischer Erzählmittel ihren Mythos zu entmystifizieren.
Innerhalb von nur 55 Stunden entstand der Film DICECISION, der von dem Team um Yorick Kondriniewicz im Rahmen des Wettbewerbs 55FILMZ produziert wurde. Die Gewinner:innen durften sich über 300 Euro Preisgeld sowie eine kostenlose Einreichung des Films bei der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) freuen. Eingearbeitet werden mussten die Motive Regenbogen, Mystery und Würfel. Den zweiten Platz und 100 Euro Preisgeld erhielt AUF DER SUCHE NACH DEM GLÜCK vom Team um Alyson Hartmann. Die Preisgelder wurden von Panaroma Sights gesponsert. Ausgelassene Stimmung herrschte darüber hinaus auch beim traditionellen Trash-Trommeln. Im Rahmen des Trashfilm-Wettbewerbs hat TEIGTASCHENTRÄUME von Martin Boosfeld die begehrte Trophäe sowie ein Preisgeld über 50 Euro, gesponsert von Paco Media, abgeräumt. Beim Drehbuch-Pitching überzeugte Kimia Eyzad Panah mit GOLDFISCH IM DUNKELN.
„[…] FILMZ ist weit mehr als gutes Kino und Leinwandvergnügen. Neben den Filmen gibt es immer viele interessante Panels und Events, bei denen sich Filmschaffende und Publikum treffen und der filmische Nachwuchs selbst aktiv werden kann. […] FILMZ ist Begegnung, kulturell und auch sozial. Das erinnert uns daran, wie wichtig Kinos als Orte des sozialen Zusammenhalts sind“, lobt Ministerin Binz.
Als Publikumsmagnet erwies sich die Masterclass von Oscar-Preisträgerin Caroline Link. Im bis oben gefüllten Festivalzentrum, dem FILMZimmer teilte die Regisseurin und Drehbuchautorin ihre Erfahrungen mit Nachwuchsfilmschaffenden aus der Region. Einen angeregten Austausch bot auch die diesjährige Lesung mit Autorin und Filmschaffender Bernadette Kolonko, die ihr Buch „Unsichtbares und Ungesagtes. 10 female*feminist*gazes.“ präsentierte.
In dieser Festivalausgabe warf die neu eingeführte Sektion Spotlight ein Licht auf deutsch-italienische Koproduktionen und präsentierte neben zeitgenössischen Werken ebenso Klassiker des Neo-Realismus. Auch der Burgunder Kurzfilmabend anlässlich des 65-jährigen Jubiläums der Partnerstädte Mainz und Dijon, bat mit seiner facettenreichen Auswahl und Filmgästen aus der Partnerregion Bourgogne-Franche-Comté neue Perspektiven. Ermöglicht wurde diese Veranstaltung in Kooperation mit dem Haus Burgund. Sehr gut besucht war außerdem DIE BETTWURST von Rosa von Praunheim im Rahmen des Symposiums, das sich dem Wandeln des Queer Cinema widmete.
“Gemeinsam mit FILMZ e. V. zeichnen wir allerdings keine Filme aus – viel mehr würdigen wir einzelne Aspekte, die dazu beitragen, Filme so besonders zu machen. […] Eine wunderbare Ergänzung, nicht nur zu den traditionell etablierten Wettbewerben des Festivals, sondern auch für die Bedeutung von FILMZ, das schon seit jeher alle Aspekte des Filmschaffens und der Filmproduktion in sein Programm aufnimmt”, so die Kulturdezernentin Marianne Grosse. Bereits zum zweiten Mal verlieh sie am 02.11. den FILMZ-Sonderpreis für herausragende Leistungen im Film an Andreas Wolff für die Regie im Dokumentarfilm METAL BATTLE GIRL. Die Auszeichnung für das beste Szenenbild ging an Mona Cathleen Otterbach für ihre Arbeit im Langfilm FRANKY FIVE STAR. In der Kategorie Beste Kamera konnte sich Jean-Pierre Meyer-Gehrke, Kameramann im Kurzfilm VOM STEHEN UND FALLEN, durchsetzen. Zudem durfte sich Cooper Dillon aufgrund seiner herausragenden Darbietung des Noah in NOAHS STROPHE über den Preis für das beste Schauspiel freuen. Die Preisträger:innen wurden mit jeweils 625 Euro ausgezeichnet.
„Wir blicken zurück auf eine Woche voller einzigartiger Filme, Gäste und einem angeregten Austausch“, resümiert Janis Noah Kuhnert (Teil der FILMZ-Festivalleitung). Zu Gast waren unter anderem Ulrike Krummbiegel, Hannah Herzsprung und Hassan Akkouch. Noch bis zum 19. November kann das Programm On Demand über filmz-mainz.de angesehen werden. Das 23. FILMZ – Festival des deutschen Kinos kehrt 2024 vom 07.-17. November zurück – erneut mit einem vollen und vielseitigen Programm und Publikumswettbewerben, die in die Kinosäle locken.
Über FILMZ
FILMZ – Festival des deutschen Kinos präsentiert als ältestes Langfilmfestival in Rheinland-Pfalz seit 2001 jährlich aktuelle, deutschsprachige (Ko-) Produktionen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in Mainz. Was damals vergleichsweise klein begann, hat sich inzwischen zu einer festen Institution innerhalb der überregionalen Kulturlandschaft entwickelt.
FILMZ versteht sich als Publikumsfestival. Die Sieger der einzelnen Wettbewerbsreihen werden deswegen nicht von einer Jury gekürt, sondern vom Festivalpublikum selbst. Auch außerhalb der Kinosäle bietet FILMZ zusätzlich zum umfangreichen Filmprogramm an allen Festivaltagen ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm. FILMZ ist seit seiner Gründung 2001 ein rein ehrenamtlich organisiertes Festival und lebt daher insbesondere vom engagierten Einsatz seiner Mitarbeiter:innen und Helfer:innen, die das ganze Jahr daran arbeiten, dem Publikum in Mainz und den zahlreichen Filmgästen großartige Festivaltage zu bescheren. Seit 2009 ist die Landeshauptstadt Mainz offizielle Veranstalterin des Festivals, der Verein FILMZ e. V. organisiert das Festival und richtet es aus. FILMZ e.V. ist Mitglied in der AG Filmfestival und im Bundesverband kommunaler Filmarbeit e.V.