QUEERE KOLLEKTIVE

Das deutsche Kino entwickelt sich weiter und zeigt mittlerweile auch endlich mehr Inhalte aus der Lebensrealität der Queer-Szene. Um die FilmemacherInnen selbst zu Wort kommen zu lassen, veranstalten wir dieses Jahr gemeinsam mit der Kulturbäckerei am 4. November ein Screening zum Thema Queere Kollektive. Das Screening beginnt um 20:00 Uhr im CinéMayence.
Als Vorfilm dient die Tragikomödie AS WE LIKE IT (WIE WIR LEBEN WOLLEN) von Sophie Averkamp, in der es um das Thema Co-Elternschaft und die Spannungen in einer neu entstehenden Familie geht.
Hauptfilm ist der Coming-of-Age-Film FUTUR DREI vom Kollektiv Jünglinge, in welchem der iranische Einwanderer-Sohn Parvis bei Sozialstunden auf das geflüchtete iranische Geschwisterpaar Banafshe und Amon trifft. Es entwickelt sich eine Dreierbeziehung, die aufzeigt, wie unterschiedlich ihre Zukunft aussehen wird.
Wir freuen uns auf diese interessanten und wichtigen Filme sowie ein spannendes Filmgespräch mit diversen Gästen im Anschluss.

FUTUR DREI
DE 2020 | 93 MIN | FSK 16 | OmU
QUEERE UND MIGRANTISCHE LEBENSREALITÄTEN IN POP-AFFINER BILDSPRACHE
Parvis wächst als Kind der Millenial-Generation im komfortablen Wohlstand seiner Iranischen Einwanderer-Eltern auf. Dem Provinzleben in Hildesheim versucht er sich durch Popkultur, Grindr-Dates und Raves zu entziehen. Nach einem Ladendiebstahl leistet er Sozialstunden als Übersetzer in einer Unterkunft für Geflüchtete. Dort trifft er auf das iranische Geschwisterpaar Banafshe und Amon. Zwischen ihnen entwickelt sich eine fragile Dreierbeziehung, die zunehmend von dem Bewusstsein geprägt ist, dass ihre Zukunft in Deutschland ungleich ist.
Es ist Sommer in Hildesheim und Parvis muss Sozialstunden als Übersetzter in einer Geflüchtetenunterkunft absolvieren. Er selbst hat iranische Wurzeln als Sohn von Exil-Iraner:innen (Fun Fact: die Eltern des Regisseurs spielen auch Parvis Eltern) und lebt ein ausgelassenes Leben voller Party, Dates und Pop-Kultur. In der Unterkunft trifft Parvis auf die Geschwister Banafshe und Amon. Schnell entwickeln sie eine intensive Freundschaft, welche vor allem von der Liebe die Parvis für Amon hat geprägt ist. Ihr Sommer ist voller nächtelanger Gespräche, Gelächter und durchtanzter Nächte. Aber eins vereint sie besonders: alle fühlen sie sich nicht Zuhause in Deutschland. Diese Erkenntnis verarbeiten alle drei unterschiedlich
Faraz Shariats erster Langfilm FUTUR DREI thematisiert Heimat, Flucht, Sichtbarkeit, Identität und Zukunft. Sein semi-biografisches Werk sprüht eine Fragilität aus, wie sie nur selten in Filmen zu spüren ist. In umwerfenden Bildern erzählt Shariat von diesem einen Sommer der die drei Protagonist:innen prägt. FUTUR DREI entstand aus einer Kombination Shariats persönlichen Erfahrungen und kreativer Zusammenarbeit. Der Film wurzelt in Shariats Auseinandersetzung mit seiner Familiengeschichte durch autobiografische Dokumentarfilme an welchen er während seines Studiums arbeitet, sowie in seinen Erfahrungen als Übersetzer für Geflüchtete. Das Projekt wurde im Rahmen des Filmkollektivs “Jünglinge” realisiert, das Shariat gemeinsam mit Paulina Lorenz und Raquel Molt während ihrer Studienzeit gründete. “Jünglinge” fällt immer wieder durch erfolgreiche Produktionen der letzten Jahre auf, wie bspw. SCHWARZE FRÜCHTE. Sie schaffen ein Angebot für aktivistisches Popcorn-Kino “Geschichten, die queere und migrantische Lebensrealitäten zentrieren und in einer lebhaften, pop-affinen Bildsprache für ein breites Publikum zugänglich machen” (Jünglinge Film).
Faraz Shariat, geboren 1994 in Köln. Nach ersten Regie- und Schauspielarbeiten am Schauspiel Köln folgten 2013 Video-Installationen für das Staatstheater Hannover. Im selben Jahr begann er sein interdisziplinäres Studium der Szenischen Künste an der Universität Hildesheim, wo er queer-feministische Filmtheorie, Populäre Kultur und Kulturwissenschaft studierte.
Regie: Faraz Shariat | Buch: Faraz Shariat, Paulina Lorenz | Kamera: Simon Vu | Darstellende: Benjamin Radjaipour, Banafshe Hourmazdi, Eidin Jalali, Maryam Zaree, Abak Safaei-Rad, Jürgen Vogel | Schnitt: Friederike Hohmuth | Produktion: Paulina Lorenz, Faraz Shariat
Preise und Auszeichnungen
Prädikat “besonders wertvoll”
Deutsche Film- und Medienbewertung

VORFILM
WIE WIR LEBEN WOLLEN
D 2020 | SOPHIE AVERKAMP | 25 MIN
Zu dritt eine Familie gründen. Das ist der Plan von Johanna und Mara sowie ihrem guten Freund Linus. Ein gemeinsames Wochenende soll dafür sorgen, dass eine neue Stufe an Intimität zwischen den dreien erreicht wird. Dabei kommt es immer wieder zu Momenten, die sich als überaus herausfordernd für alle Beteiligten darstellen.
Die komplexe Darstellung eines unkonventionellen Familienplanungsansatzes schafft ein subtiles Gespür für neue Wege, die eine Horizonterweiterung heraufbeschwören könnten.